Dienstag, 21. Dezember 2010

Frohe Weihnachten!


Wir wuenschen unseren Lesern im fernen Deutschland eine wunderschoenes Fest mit vielen Geschenken, Plaetzchen und Gluehwein.
Heute Abend machen wir uns mit dem Nachtzug auf nach Bangalore, wo wir uns mit 10 anderen Freiwilligen der Karl Kuebel Stiftung treffen und gemeinsam Weihnachten feiern werden.Wir freuen uns auf eine gemeinsame Woche und hoffen, dass wir trotz der hohen Temperaturen ein Bisschen in Weihnachtsstimmung kommen werden.
Wir sind gerne bereit, einige Sonnenstrahlen im Tausch gegen ein paar Schneeflocken herzugeben. Interessenten koennen gerne unseren Blogeintrag kommentieren. ;)

Viele Liebe Gruesse aus Indien,

Leah und Feli

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Der 'Interproject Visit'

"Humor ist der Knopf, der verhindert, dass unser Kragen platzt." (Joachim Ringelnatz)

Die letzten Wochen hier in Mangalore waren eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Wir schwankten zeitweise zwischen dem Gefühl, endgueltig angekommen zu sein und ein Zuhause im grossen Indien gefunden zu haben und der Sehnsucht nach der deutschen Ordnung. Der einzige Weg, unsere Tiefs aufzufangen, scheint wohl für uns alles nicht zu ernst zu nehmen und es vor allem mit Humor zu nehmen.

Anjulis und Julias Besuch bei Maithri 

Am vergangenen Donnerstag kam endlich der lang ersehnte Besuch aus Hassan zu uns in die Großstadt nach Mangalore. Nachdem sie eine fünfstündige Busfahrt durch die Berge Karnatakas hinter sich gebracht hatten, holten wir Anjuli und Julia am Busbahnhof ab.Wir entführten sie gleich zu einem unserer Lieblingsorte in der Innenstadt, dem Pizza Hut im Bharat Mall. Dort gönnten wir uns eine Pizza und fuhren gut gesättigt weiter nach Deralakatte, in unseren kleinen Vorort, der ungefähr eine Dreiviertel Stunde Busfahrt von Mangalore entfernt ist.
Weil Julia und Anjuli zum Interproject Visit da waren, haben sie uns zu all unseren Aktivitaeten hier bei Maithri begleitet. So hatten unsere Schülerinnen die Möglichkeit noch ein bisschen mehr über die europäische Kultur zu erfahren.



Am Samstag fuhren wir zu unserer Kindergruppe in einem kleinen Ort in der Naehe von Deralakatte.Vor kurzem mussten wir die Gruppe nach dem Alter aufteilen, weil 18 Kinder selbst zu zweit sehr anstrengend sein können. Jetzt kommen erst die Jüngeren von 4 bis 8 Jahren dran und dann die Älteren von 9 bis 14. Mit der ganzen Gruppe haben wir einen kleinen interkulturellen Austausch mit einer deutschen Klasse und einem Kindergarten gestartet. Die Kinder malen Dinge aus ihrem Alltag (ihre Familie, das Haus, in dem sie wohnen, ihre Schule usw.). Die Bilder schicken wir mit ein paar Fotos und Erklaerungen ueber das leben der Kinder in Indien an einen Kindergarten und eine Schule in Deutschland. Im Austausch erhalten wir Bilder, die die deutschen Kindern gemalt haben.

Die ersten Tage haben wir ebenfalls ausführlich genutzt, um und ueber unsere Erlebnisse seit dem Midterm-Workshop auszutauschen. Auch wenn wir im selben Land sind und verhaeltnismaessig nahe beisammen leben, unterscheiden sich unserere Projekte, Mentoren und die Umgebung sehr.

Auf dem Weg nach Mangalore
Am Sonntag zeigten wir den Hassan-Maedels, was es in Mangalore noch so gibt. Sonntag ist unser freier Tag und da genießen wir es, in die Stadt zu fahren und durch die Malls zu schlendern und uns einen Kaffee zu gönnen oder einen Film im Kino anzusehen.
Obwohl wir alle Langschlaefer sind, standen wir frueh morgens auf. Nachdem wir in den vergangenen drei Monaten alle Harry Potter-Hoerbuecher durchgehoert hatten, gemeinsam ueber Dumbledores Tod getrauert und Voldemort schliesslich besiegt hatten, konnten wir uns den neuen Film natuerlich nicht entgehen lassen.

Wir beendeten einen perfekten Tag mit einem Kaffee in unserem Rettungsanker bei Heimweh: Cafe Coffee Day.

Unsere Abendteuerfahrt durch Indien...
Am Montag fuhren wir nach dem Unterricht an den Strand. Dort gibt es einen Tempel, von dem aus man den Strand und das Meer überblicken kann. Wir genossen es, in Ruhe am Strand entlang zu schlendern.
Der Strand ist eindeutig unser Lieblingsort in Mangalore, weil man mal alles hinter sich lassen kann und nur das Meer hört. Hier kann es unglaublich laut werden, denn irgendwo hupt immer ein Auto, zwitschert ein Vogel, bellt ein Hund, arbeitet Bauerbeiter bis spaet in die Nacht oder laeuft Musik. Als die Sonne begann unterzugehen, fuhren wir zurück nach Deralakatte.
Team Baden-Wuerttemberg


Hassan Power


Am Mittwoch sind wir nach Vittal gefahren, um eine Stunde Unterricht mit den Schülerinnen zu machen und danach zur Hochzeit der IT-Lehrerin aus Vittal zu fahren. Wir haben uns dafür extra in unsere Sari gewickelt. Im Unterricht durften Anjuli und Julia ausgequetscht werden. Leider wussten unsere Schülerinnen dieses Angebot nicht so gut zu nutzen, da sie noch recht schüchtern sind und ihnen das Vokabular fehlt, um Fragen auf Englisch zu stellen. Also haben wir eine kleine Diskussion ueber Ehen in Indien begonnen.
 Danach sind wir mit unseren Schuelerinnen und den anderen Staff-Mitgliedern zur Hochzeit gefahren. Es war eine Brahmanen-Hochzeit, wie wir später erfuhren. Also waren viele Traditionen anders als bei anderen Kasten. Die Kaste der Brahmanen (Landherren)i ist die hoechste Kaste in dem offiziell nicht mehr existierenden, aber dennoch staendig spuerbaren Kastensystem.

Eigentlich sind wir in Deutschland davon ausgegangen, dass das Kastensystem nur noch einen geringen Einfluss auf die Gesellschaft hat. Doch leider wurden wir in den letzten Monaten eines Besseren belehrt. Die Inder lernen in der Schule, dass das Kastensystem nicht existiert. Doch in den Familien wird die Tradition für wichtiger gehalten und es wird bevorzugt innerhalb einer Kaste geheiratet So wird wegen der Traditionen inoffziell das Kastensystem weiterhin von Generation zu Generation weitergereicht. Die einzige Hoffnung sind die Liebesheiraten, bei denen das Paar sich entscheidet auch gegen den Willen der Familie zusammen zu leben. Oft werden diese Mädchen und nicht selten auch die Jungs von der Familie verstoßen und der Kontakt wir komplett abgebrochen. Viele dieser Paare ziehen in Großstädte wie Mumbai oder Bangalore. Doch diese Entscheidung für einen Mann- und damit gegen die Familie- erfordert sehr viel Mut.



Unsere schoenen Mehendis
Am Donnerstag haben wir Julia und Anjuli zum Busbahnhof gebracht, nachdem wir uns einen leckeren Abschieds-Kaffee gegönnt und uns Mehendi (Henna) auf die linke Hand haben malen lassen. Danach hieß es Abschied nehmen.
Doch am 23. Dezember werden wir die beiden zusammen mit den anderen Freiwilligen der KKS in Bangalore wiedersehen, wo wir gemeinsam Weihnachten feiern werden.





Abschied am Busbahnhof
Wir wuenschen unseren Lesern eine schoene Vorweihnachtszeit und nicht zu viel Stress vor den Feiertagen!
Wir freuen uns ueber viele Kommentare! :-)
Eure Feli und Leah

Dienstag, 9. November 2010

Deepawali

“Das Lichterfest Diwali markiert in ganz Indien den Beginn des hinduistischen Neujahrs. Häuser werder illuminiert, Lakshmi (die Göttin des Glückes und Wohlergehens) wird in die Wohnung eingeladen, Knallkörper und Feuerwerke werden abgeschossen. “ Das schreibt unser Reiseführer über Deepawali (wie es hier in Dakshina Kannada genannt wird).
Deepawali scheint etwas ganz großes zu sein. Denn seit Wochen reden alle davon und sind schon ziemlich aufgeregt. Sogar in unserem örtlichen Supermarkt- unserer Schokoladenquelle- hängen Banner, die jedem “Happy Diwali” wünschen.


Unser Deepawali haben wir bei einer indischen Familie verbracht. Unsere Englischschülerin Roksha hatte uns für das dreitägige Fest zu sich nach Hause eingeladen. Leider hatte ihre Tante einen Unfall und unser Aufenthalt wurde um einen Tag gekürzt. Nichtsdestotrotz haben wir eine sehr schöne Zeit mit Rokshas Familie verbracht.
Wie (fast) alle indischen Frauen wohnt Roksha bei der Familie ihres Ehemannes. Doch zu Feiertagen oder auch einfach so schläft sie noch gerne zu Hause und verbringt Zeit mit ihren “Akas” (Brüdern) und “Anas” (Schwestern), worunter man in Indien nicht nur die leiblichen Geschwister, sondern auch Cousinen, Cousins und andere Verwandte im selben Alter versteht.
Also sind wir am Freitag mit dem Bus nach Tokkut gefahren und wurden sehr herzlich bei der Familie empfangen. Zuerst wurden wir auf ein Sofa gesetzt und bekamen typische Süßigkeiten, die man nur an Deepawali isst. Leider waren sie so süß, dass wir nicht alles schafften. Die Familie hielt sich noch sehr zurück und stellte sich erst nach und nach vor. Danach gingen wir in das Haus von Rokshas Tanten. Dort wohnen 15 Mitglieder in einem für indische Verhältnisse großen Haus.



Wir in "Cotton Saris"
Dann wurden uns nach und nach alle Alben von Hochzeiten und Verlobungen gezeigt, die es im ganzen Haus zu finden gab. Also bewunderten wir die absolut kitschigen Fotoalben, die (für uns) albernen Fotocollagen und die (zuegegeben tollen) Hochzeitssaris. Dann kam eine der Aunties auf die Idee, uns ihren Hochzeitssari zu zeigen.

Diese sind fast immer aus Seide und kosten um die 100 Euro, was nicht nur in Indien sehr viel Geld ist. Wir bewunderten auch noch ihre anderen Saris und wurden daraufhin gefragt, ob wir nicht auch einen von ihren Saris anprobieren wollten. Wir stimmten zu. Doch wir hatten nicht bedacht, dass Leah ein kleines bisschen größer als die durchschnittliche Inderin ist. Also wurde für sie extra eine Saribluse weiter genäht und dann wurde um die Wette gewickelt. Wir lernten, dass zu einem schönen Sari auch so viele Ketten wie möglich, prollige Ohrringe und ganz viele goldene Bangels gehören. Leider mussten wir uns beide nur mit Ketten und Ohrringen zufrieden geben, weil unsere Hände einfach zu breit für Bangels sind. Anschliessend wurden alle Handys gezückt und um die Wette Fotos gemacht.

Dann gab es das Mittagessen. Es war sehr gut. Rokshas Mutter hatte leckeres Gemüse, Sambal und Reis gemacht und für Leah gab es würzigen Fisch. Dazu muss man erwähnen, dass die Inder glauben Deutsche hätten einen riesigen Magen und würden nie satt. Also bekamen wir immer wieder Essen auf unsere Teller gehäuft bis wir fast platzten.
Nach dem Mittagessen haben wir mit allen Frauen, die teilweise Bidis gerollt haben, indisches Fernsehen geguckt. Das war wirklich sehr amüsant, denn Inder scheinen gerne mit allem zu übertreiben und alles erscheint wie aus einer anderen Welt. Männer streiten sich lautstark und mit fast lächerlich vielen Gebärden, Frauen sehen aus wir Kanarienvögel und ohne Vorwarnung fangen plötzlich alle auf der Straße an zu tanzen.


Nach dem Mittagessen beschlossen wir, an den Strand zu fahren. Nachdem sich alle, die mitfuhren, im Durchschnitt dreimal umgezogen und schliesslich ihr passendes Outfit gefunden hatten, fuhren wir mit zwei Rikshas an den Strand. Dort befindet sich ein Shiva-Tempel auf einem Hügel, von dem aus man auf den Strand und das Meer schauen kann. Doch uns zog es zuerst an den Strand, wo wir leider nur mit den Füßen ins Wasser durfen, weil hier an der Küste gefährliche Strömungen im Wasser sind und jährlich viele Menschen ertrinken. Doch allein die Tatsache, dass wir am Strand waren und das Meer sehen konnten, machte uns sehr glücklich. Leider fing es dann an zu regnen. Wir blieben dennoch eine Weile und schauten aufs Meer hinaus, jagten kleine Krebse und kletterten auf einen großen Felsen, von dem aus man eine wunderbare Aussicht hatte. Als der Regen zu stark wurde und wir anfingen zu frieren, fuhren wir mit den Rikshas wieder zurück zu Rookshas Familie. Dort zogen wir uns trockene Kleider an und ernteten überraschte Blicke, da wir keine Nighties hatten, sondern nur T-Shirts und Schlafhosen.


Als es dunkel wurde, begannen die Familienmitglieder die Hauseingänge mit Kerzen zu schmücken. Auf den Treppen wurden Kerzen aufgestellt um Lakshmi ins Haus zu führen. Vor jedem hinduistischen Haus steht ein Blumentopf aus Zement mit dem Om-Zeichen drauf, in dem eine Minzpflanze ist. Diese soll vor bösen Geistern schützen und gleichzeitig zur Stärkung der Gesundheit beitragen. Dieser Blumentopf wurde ebenfalls mit Kerzen geschmückt.


Während die Kinder so das ganze Haus schmückten, trug eine von Rokshas “Akkas” Mehendi auf unsere Hände auf. Die Männer spielten mit Böllern und Krachern herum und zu unserem Erschrecken auch kleine Kinder wie der Sohn von Roksha. Nachdem keine Böller mehr da waren, gingen wir wieder in das andere Haus um alles nocheinmal von vorne zu sehen und wieder indisches Fernsehen zu gucken.
Gegen halb 10 gingen wir zum Essen. Wieder bekamen wir gigantische Portionen und es wurde immer wieder nachgereicht. Zum Glück war das Essen sehr lecker. Beim Zähneputzen im Freien kamen die ersten Komplikationen auf. Wohin nur mit dem Schaum und wie ihn verschwinden lassen. Einfache Antwort: auf den Boden spucken und Wasser drüber.
Dann ging es gleich schlafen. Wir schliefen in einem der einzigen Betten, dem Bett von Rokshas Mutter. Es war etwas hart und wir teilten uns eine Decke doch wir schliefen hervorragend- vielleicht auch, weil Roksha neben dem Bett auf dem Boden schlief und über uns wachte.


Am nächsten Morgen wuschen wir uns mithilfe von Wasserkrügen. Zum Frühstück gab es sage und schreibe 10 Idlis für Feli und “nur” 8 für Leah. Idlis sind dampfgegarte Reiskuchen, die sehr stopfen. Normalerweise essen wir 3 bis 4 zum Frühstück. Doch, weil Rooksha und ihre Cousine Angst hatten, wir würden auf dem Weg zurück zu Maithri verhungern, kamen diesmal noch 5 Stück dazu. Wir hoffen, dass wir keine Idlis für die nächsten drei Monate bekommen.

Auf das “magere” Frühstück folgte wieder ein bisschen Fernsehen und- wie könnte es ander sein- nochmal essen. Nicht, dass die Gäste noch verhundern! Also gab es für jeden einen Dosa Masala. Dosa sind Reispfannkuchen und Masala ist eine würzige Kartoffelmischung. Danach rollten wir zu Rokshas Haus zurück und packten unsere Sachen.


Auf dem Weg nach Maithri fühlten wir uns rund wie nie und hofften, dass Prameela (unsere Köchin) es uns verzeihen würde, wenn wir das Mittagessen heute ausfallen lassen würden.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Das Zwischenseminar im KKID

Mit unserem Englischkurs in Vittla
Nach nunmehr fast zwei Monaten in Indien haben wir unseren ersten Projektbesuch von der Karl Kübel-Stiftung (KKS) bekommen. Wochenlang wurde beim Staff Meeting geplant und diskutiert und alle Maithri-Mitarbeiter waren in heller Aufregung als wir Renate Tietz schliesslich am 20. Oktober vom Flughafen in Mangalore abholten. Sie war für vier Tage bei uns und hat sich über Maithri Trust und unsere Arbeit im Projekt informiert. Unsere Schülerinnen haben sich zu diesem Anlass natürlich besonders bemüht und auch unsere Kindergruppe hat sich sehr über den Besuch aus Deutschland gefreut. Auch für uns war es sehr schön, jemandem unsere Arbeit vorzustellen und wieder einmal zu sehen, wie sehr die KKS um unser Wohlergehen bemüht ist.

Mit den Mitarbeitern der NGO
In einem der Kinderheime der NGO, die wir besucht haben
Ausserdem haben wir gemeinsam mit Frau Tietz ein neues Projekt besucht, dass sich für das Bridge Builder Programme interessiert und nächstes Jahr auch Freiwillige aufnehmen möchte. Die Direktorin dieses Projekts- eine ältere Dame, die ihr Herzblut in ihre Arbeit steckt- hat uns beide sehr beeindruckt. Ihre NGO kümmert sich um ehemalige Kinderarbeiter und gibt ihnen ein Zuhause und einen Zugang zu Schulbildung. Ausserdem betreut sie Frauen, die von ihren Familien verstossen oder misshandelt wurden und Zuflucht suchen, hilft alkoholkranken Menschen bei der Therapie und verteilt gesundes, aber erschwingliches Essen an Bauarbeiter. Hier haben wir auch unsere ersten indischen Kontakte ausserhalb der NGO geknüpft: Auf der Terasse der NGO mitten in Mangalore hat sich die Direktorin (und ehemalige Uni-Professorin) mit ihren einstigen Zöglingen getroffen. Dort sassen nun junge indischen Frauen in Jeans und T-Shirts und diskutierten über arrangierte Ehen, Patriarchismus und Entwicklungshilfe. Ihre Ansichten entsprachen im Grossen und Ganzen den unseren und ihr Selbstbewusstsein und ihre Wortgewandtheit beeindruckten uns zutiefst. Schliesslich wurden wir von einer der Frauen zu einem Besuch an der Universität von Mangalore eingeladen.

Beim Besuch eines Hindutempels




Nach einem Tag, an dem auch die Karwar-Jungs unser Projekt kennenlernten, sind wir alle zusammen mit dem Nachtzug nach Coimbatore gefahren, wo wir Charlotte und Katja bei NMCT besuchten. Dort spielten und assen wir mit den Kindern und bekamen anschliessend einen Tanz der Kinder vorgeführt. Gerade weil sich Maithri Trust auf die Arbeit mit Frauen spezialisiert hat, war es für uns sehr interessant, das Leben in einem Kinderheim kennen zu lernen.
Vom 25. bis zum 27. September haben sich dann alle 14 Freiwilligen der KKS zusammen mit ihren Mentoren im KKID in Coimbatore getroffen. Zusammen haben wir an drei Seminartagen unsere Erfahrungen ausgetauscht und eventuelle Probleme besprochen. Doch auch zwischen den offiziellen Programmpunkten wurde viel diskutiert, erzählt, geplant, gelacht. Es floss auch die eine oder andere Träne und ungeahnte Probleme und Ängste kamen zum Vorschein. Aber dank der unglaublichen Menschenkenntnis unserer Betreuerinnen und der Einfühlsamkeit und Offenheit der Freiwilligen und Mentoren, konnte schliesslich jeder halbwegs beruhigt den Heimweg antreten.
Nach einem Cultural Evening mit gemeinsamem Singen und Spielen verabschiedeten wir uns am Mittwoch unter Tränen von den anderen Freiwilligen und Mentoren. Wir sind in dieser Zeit wirklich zu einer grossen Familie zusammen gewachsen. In jeder Familie gibt es Auseinandersetzungen und Probleme, aber letztendlich sind alle füreinander da.
Deshalb freuen uns zwar sehr, nun wieder zu Hause bei Maithri zu sein, freuen uns aber auch schon auf Weihnachten, das wir mit anderen Freiwilligen gemeinsam in Bangalore feiern werden.


Im Zug von Coimbatore nach Mangalore









Mittwoch, 29. September 2010

Das erste Mal oder Wer nicht wagt, der nicht gewinnt


Nach der zweiwöchigen “Window Period” sind wir nun richtig im Projektalltag angekommen. Unser Zimmer ist fertig eingerichtet, wir kennen endlich die Namen (fast) aller Frauen aus dem Projekt und trauen uns nun sogar, alleine mit dem Bus zu fahren. In diesem Blogeintrag möchten wir von unseren Anfängen im indischen Alltag berichten.

1.Unsere erste Busfahrt

Unsere ersten Busfahrten durften wir nur mit Begleitung erleben. Wir stellten spaeter auch fest, wieso. Um in Indien mit dem Bus fahren zu können, muss man einige Regeln beachten, die uns Vandana und andere Maithri- Mitarbeiterinnen beigebracht haben. Damit ihr, liebe Blogleser, falls es euch jemals nach Indien bzw. nach Mangalore verschlägt, wisst wie man sich im Bus verhält, geben wir unser neu gewonnenes Wissen gerne an euch weiter:
Zuerst muss man die Bushaltestelle finden, die oft nicht wirklich gekennzeichnet ist und nur aus einer kleinen Überdachung besteht. Wenn der Bus kommt, sollte man schon bereit stehen, um möglichst schnell hineinzuklettern. Denn im Bus arbeiten drei Männer. Einer ist der Fahrer, ein anderer verteilt die Fahrkarten und sammelt das Geld ein und noch ein anderer treibt (zusammen mit dem Fahrkartenverkäufer) die Fahrgäste mit einer Pfeife in den Bus.
Nachdem man es geschafft hat, in den Bus zu klettern, sollte man sofort nach etwas zum Festhalten greifen, denn der Busfahrer faehrt nach wenigen Sekunden los- auch, wenn noch einige Menschen auf der Treppe stehen. Schliesslich muss er den ziemlich eng gestrickten Busfahrplan einhalten. Tueren gibt es in indischen Bussen generell nicht. Wenn man etwas zum Festhalten hat oder sogar das Glück hatte, einen Sitzplatz zu ergattern sollte man NIE loslassen. Die Straßen rund um Mangalore sind (besonders durch die lange Monsunzeit) mit Schlaglöchern übersäht und man wird ordentlich durchgerüttelt. Die wenigsten Busfahrer machen sich die Muehe, vor einem Schagloch abzubremsen oder auszuweichen.
Eine weitere lebensnotwendige Regel ist es, egoistisch zu sein. Man sollte sich nie in die Mitte des Busses drängen lassen, denn es kann vorkommen, dass bei einem College viele Schüler einsteigen und man an seiner Bushaltestelle nicht mehr rauskommt. Alten Menschen oder schwangeren Frauen kann man seinen Sitzplatz anbieten.
Des weiteren begenet man als Europaer einem grossen Interesse, das einem auch leicht einmal zu viel werden kann. Bestenfalls ignoriert man es einfach oder freut sich ueber das Interesse. Wann hat man schliesslich schonmal die Gelegenheit, sich wie ein Promi auf dem roten Teppich zu fuehlen? ;)
In einem indischen Bus ist es extrem heiß. Das heißt, dass uns Europäern der Schweiß nur so runterläuft. Dazu ist man auf engstem Raum mit vielen Menschen zusammengedraengt. Eine sinnvolle Anschaffung ist ein Schweisstuch, fuer das schnell noch viele weitere Verwendungszwecke finden lassen.

 Ihr seht: nichts leichter als mit einem indischen Bus zu fahren! Wir wünschen euch, dass ihr auch einmal in einem indischen Bus fahren könnt, denn es ist ein wirkliches Erlebnis.
Und zur Beruhigung: Wie koennen mittlerweile sogar im Bus schlafen! :)


2.Unsere erste Unterrichtsstunde

Stillarbeit.. :)
Nachdem wir während der Window Period schon eine kurze Unterrichtseinheit zum gegenseitigen Kennenlernen gegeben haben, hatten wir letzten Montag dann unseren ersten richtigen Unterricht. Montags unterrichten wir im Projektsitz von Maithri Trust zwei Frauengruppen für jeweils drei Stunden.


Praesentieren der Ergebnisse vor der Klasse...


Sich zum Affen oder Elefanten machen..
Dienstags sind wir in einer Zweigstelle von Maithri in dem Ort Vitla. Dort unterrichten wir eine Gruppe junger Frauen für vier Stunden. Obwohl wir uns darauf vorbereitet hatten, dass die Frauen zunächst schüchtern sein würden, waren wir sehr erschrocken. Die einfachsten Übungen zogen sich scheinbar endlos hin, weil einige der Frauen selbst nach wiederholtem Auffordern so leise sprachen, dass wir sie nicht verstehen konnten. So war es uns fast unmöglich, auch nur eine einfache Vorstellungsrunde zu machen. Also beschränkten wir die erste Zeitstunde auf einfache Gruppenspiele. Die Mädchen hatten einigen Spass und tatsächlich schienen sie nach und nach ein wenig aufzutauen.


In der zweiten Zeitstunde versuchten wir uns noch einmal an der Vorstellungsrunde und beendeten sie- mit vielen Mühen und Aufforderungen- einigermassen zufriedenstellend. Nach diesem ersten Unterricht sahen wir allerdings ein, dass wir unser Unterrichtskonzept deutlich abändern mussten. Wir werden auf einige Grammatikübungen verzichten und stattdessen versuchen, durch viele Gruppenspiele das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken und sie zu befähigen (wenigstens ein bisschen) sicherer und überzeugender aufzutreten.
Passing on the Bangles
3.Unser erster Field Visit

Unseren ersten Field Visit bei einer Selbsthilfegruppe (SHG) machten wir mit Shrimati, einer Mitarbeiterin von Maithri, die SHGs betreut und monatlich besucht.

Die Gruppe, die wir besuchten, gibt es erst seit neun Monaten. Sie besteht aus ca. 15 Mitgliegern. Die Frauen verdienen ihr Geld meist mit dem Rollen von Bidi (einer Art Zigaretten). Diese Arbeit koenne sie zu Hause neben dem Haushalt erledigen kann. Mit dem Geld, dass sie durch Kredite in der SHG bekommen, zahlen fast alle SHG-Mitglieder das Schulgeld für ihre Kinder oder versuchen, ein Kleinstunternehmen aufzubauen.

Zu der SHG sind wir mit dem Bus gefahren und haben dann eine Riksha zurück genommen, weil es um die Mittagszeit sehr heiß ist und wir sonst hätten laufen müssen. Das monatliche Treffen der Frauen fand vor dem Kindergarten des Dorfes statt. Als die Frauen nach und nach kamen, brachten sie Stühle für Shrimati und uns mit und saßen selbst auf dem Boden. Dann wurde der Prayer Song gesungen, den jeder Mitarbeiter von Maithri mit der SHG oder den Schülern singt. Danach fing das große Geldzählen, Dokumentieren und Verteilen an.

Monatlich zahlen die Frauen einen bestimmten Betrag an die Vorsitzende der SHG. Das Geld wird gespart, bis eine der Frauen einen Kredit aufnimmt. Sie muss den Kredit dann in monatlichen Raten zurueckzahlen, wobei die Zinsen sehr gering sind.
Leah beim Bidiblaetter schneiden.
Nach einem Jahr können SHGs auch Kredite bei der SHG-Bank von Maithri Trust aufnehmen und dieses Geld unter den Frauen in der SHG verteilen.
Nachdem Shrimati alles überprüft und den SHG-Mitgliedern Einiges erklärt hatte, wurden wir vorgestellt und über alle möglichen Dinge ausgefragt. Die Frauen waren sehr nett und man hat gemerkt, wie sehr sie sich gefreut haben, dass man sich für sie interessiert. Auf unserem Weg zurück zur Bushaltestelle gingen wir bei einem Haus vorbei, in dem ein Frau aus einer anderen SHG von Shrimati wohnt. Sofort lud sie uns zu sich ein und eine Nachbarin zeigte uns, wie man Bidis rollt.
Ein Bidi-Korb mit Tabak, Blaettern un fertigen Bidis.

Drei Generationen unter einem Dach

Am folgenden Tag besuchten wir mit Usha eine SHG, die schon seit 12 Jahren besteht und 28 Mitglieder hat. Diese Gruppe befindet sich in einem Dorf, das in der Nähe eines Flusses liegt. Dort wird Reis angebaut und um zu dem Treffpunkt der SHG zu gelangen, mussten wir eine halbe Stunde erst den Berg hinunter und dann durch den ersten Teil vom Dorf, der versteckt zwischen Palmen liegt. Dann sind wir zwischen zwei Reisfeldern auf einem sehr schmalen Trampelpfad gelaufen und mussten über einige kleine Bäche springen. Wir waren sehr beeindruckt von der Landschaft. Denn am Rand der Reisfelder befanden sich einige Kokospalmen und Betelbäume.
Maenner  bei der Arbeit auf einem Reisfeld.


In der SHG wurde erst ein langer Vortrag auf der lokalen Sprache Tulu über ein Gesundheitsprojekt einer anderen Organisation gehalten. Wir haben kein Wort verstanden und mussten uns mit Mühe wach halten. Als die Frau fertig war und die Frauen alle bürokratischen Dinge erledigt hatten, wurden wir aufs Neue ausgefragt und mehrmals von verschiedenen Frauen zu ihnen nach Hause eingeladen. Außerdem durften wir diesmal selbst versuchen, Bidis zu rollen. Es ist uns nicht wirklich gelungen, doch wir haben es eifrig versucht und so hatten wir alle etwas zu lachen.

:)
 Auf unserem Heimweg sind wir dann noch bei der Buchhalterin der Gruppe vorbeigegangen und haben Saft von frischen Kokosnüssen getrunken und frische Bananen gegessen. Hinter dem Haus hat die Familie einen Brunnen, den uns der Herr des Hauses  voller Stolz zeigte. In dem Loch sah das Wasser zunaechst dreckig und milchig aus. Doch als Usha uns zeigte, wie man Wasser schoepft und uns das Wasser zeigte, sah es doch sehr sauber aus.






Usha am Wasserloch



 

Selbst Kuehe brauchen mal eine Abkuehlung.. :)

Unsere beiden ersten Field Visits haben uns sehr gefallen und wir waren überwältigt von der Freundlichkeit, mit der uns die Frauen entgegengekommen sind.


4.Unser erster Sari


Wir in unserem ersten Sari :)
Um unsere ersten Saris rankt sich eine lange Geschichte, die hier nun endlich zu “Papier” gebracht werden soll. Schon bei jedem Shopping-Ausflug im KKID wollten wir uns alle unseren ersten Sari kaufen. Doch Malathi hielt uns immer wieder zurück. Wir sollten uns das doch lieber für einen Ausflug mit unseren Mentoren aufheben (was wir alle einsahen). Bei Maithri angekommen, erfuhren wir, dass es in diesem Projekt für alle (weiblichen) Angestellten Pflicht ist, einen Sari zu tragen. Sofort entflammte in uns die Hoffnung, dass wir so bald an unseren ersten Sari kommen würden. Gleich bei unserem ersten Gang nach Mangalore wollten wir ihn uns kaufen. Doch leider zog sich unsere Police Registration so weit hin, dass wir anschliessend keine Zeit mehr hatten. Aber wir würden ja bald wieder nach Mangalore kommen. Als wir dann im Geschäft standen, erfuhren wir allerdings, dass wir- nachdem wir den Stoff ausgesucht hatten- erst zu einer Näherin mussten, die die Saribluse nähen sollte. Glücklicherweise hatte diese auch noch am selben Tag Zeit, um unsere Maße zu nehmen. Sie versprach uns, die Saris seien in spätestens einer Woche fertig. Zwei Wochen später warteten wir immer noch und waren verzweifelt: würden wir jemals an unsere Saris kommen? Als wir die Saris dann schliesslich bekamen und unser Glück kaum fassen konnten, wurde uns eröffnet, dass ein Sari- selbst mit Bluse- absolut nutzlos ist, wenn man keinen Sarirock hat, an dem man den Stoff befestigen kann...

Unsere Schuelerinnen mit ihrem Zertifikat

Schliesslich bekamen wir unsere ersten Saris zwar um Einiges später als erwartet, aber wir bekamen sie und konnten sie stolz bei der Verabschiedung unseres ersten Englischkurses in Vittla tragen.


Nach der "Window Period" und vielen neuen Erfahrungen koennen wir nun sagen, dass wir uns sehr gut bei Maithri eingelebt haben und die Projektmitarbeiterinnen und auch unsere Schuelerinnen schon ins Herz geschlossen haben.

Liebste Gruesse nach Deutschland!

 Namaskara Leah & Feli!

Ps.: Wir freuen uns ueber viele Kommentare! ;)

Dienstag, 14. September 2010

Namaste liebe Blogleser!

Seit gut zwei Wochen sind wir nun schon in Indien und es geht uns unglaublich gut. Unsere erste Woche haben wir in Coimbatore im KKID verbracht dem Sitz der Karl Kübel Stiftung in Indien. Am Montag sind wir dann endgültig in Mangalore bei Maithri Trust angekommen.



1. Reise nach Coimbatore
Unsere Reise nach Indien war anstrengend. Nach dem tränenreichen Abschied in Frankfurt flogen wir nach Mumbai. Neben uns saß ein netter Inder, der uns schon mit einigen indischen Gewohnheiten konfrontierte, von lautstarkem Essen bis zu Fragen wie ‘When will you marry?’. Bei starken Turbulenzen kurz vor der Landung wurden wir etwas unruhig, aber wir haben glücklicherweise überlebt. ;)



Angekommen in Mumbai, wechselten wir ersteinmal etwas Geld (zu einem denkbar schlechten Wechselkurs). Dann versuchten wir, an etwas zu trinken zu kommen, weil es sehr stickig und heiß war. Also stellten wir unsere Sachen in einem Warteraum ab und einige warteten auf uns. Wir verließen den Flughafen, um uns draußen etwas zu trinken zu kaufen. Nach der Erfrischung versuchten wir, wieder in den Flughafen zu kommen, wo unsere Freunde und unser Gepäck auf uns warteten. Doch ein pflichtbewusster Wachmann hielt uns auf. Nach vielem Erklären und Diskutieren konnten wir ihn schliesslich überzeugen, uns ausnahmsweise doch ins Flughafengebäude zurückzulassen. Weil unser Weiterflug nach Coimbatore vom Nationalen Flughafen aus ging, mussten wir uns beeilen, den Shuttlebus nicht zu verpassen.
Am Nationalen Flughafen angekommen, machten wir es uns “bequem” und einige von uns schliefen, da es erst 2 Uhr morgens war. Unser Weiterflug ging um10 Uhr. Doch einige blieben schlaflos und stiegen um halb 10 sehr erschöft in den Flieger Richtung Süden. Sie hatten Glück, denn sie bekamen kaum etwas von dem Abflug, den Turbolenzen oder der unsanften Landung in Coimbatore mit.
An der Gepäckausgabe wartete bereits unsere indische Betreuerin Matlathi auf uns und half uns, das- trotz der Gewichtsbegrenzung sehr schwere- Gepäck zum Bus zu bringen.

2.Die ersten Tage im KKID
Nach einer haarsträubenden Fahrt durch indische Strassen kamen wir schliesslich im KKID an und fielen ersteinmal todmüde in unsere Betten. Nachdem wir den Nachmittagstee verschlafenen hatten, hatten wir eine erste Besprechung mit unserer “Magic Malathi”. In unserer ersten Nacht in einem indischen Bett schliefen wir nach dieser langen Reise besonders gut.
Am nächsten Morgen hatten einige der 14 Freiwilligen ihre Probleme mit dem indischen Frühstück, das leider durchweg aus Herzhaftem besteht. Anschliessend fuhren wir mit unserer Malathi in einem öffentlichen Bus in die Innenstadt Coimbatores. Obwohl der Bus brechend voll war, hat jeder von uns einen Sitzplatz bekommen, was sicher nicht allen angenehm war. In Coimbatore angekommen, waren wir zunächst überwältigt von dem Lärmpegel, einem Gemisch aus tausenden Gerüchen und den Menschenmassen.



Wir besuchten dann eine Schule. Nach einer ersten “Audienz” beim Direktor, der seinen unangemeldeten Gästen unbedingt ein paar Kekse und Tee anbieten wollte, gingen wir in eine Schulklasse. Wir unterhielten uns mit ein paar Schülern, sangen ein Lied vor und bekamen selber einen “Prayer Song” vorgesungen. Abschliessend spielten wir noch eine halbe Ewigkeit mit den Kindern auf dem Schulhof und wurden schliesslich lautstark mit Fahrrädern und zu Fuss auf unserem Rückweg begleitet.
Jetzt kam der Teil, auf den wir uns alle seit Monaten gefreut hatten: wir gingen shoppen! ;) Fuer eine gute Stunde haben wir einen Grossteil der Verkäuferinnen des Departmentstores in Beschlag genommen, bis schliesslich (fast) jeder den Salwar seiner Träume gefunden hat.
Glücklich und zufrieden fuhren wir wieder ins KKID und obwohl wir alle sehr müde waren, gingen wir viel zu spät ins Bett, weil wir unsere Gefühle und die Erfahrungen dieses ereignisreichen Tages austauschten. Dementsprechend waren wir am nächsten Tag beim morgendlichen Yoga alle etwas müde. Das änderte sich aber schnell, denn an diesem Tag fuhren wir ins Isha-Yogazentrum. Dort hatten wir eine Führung, die auch für die Ungläubigen unter uns interessant war.



Ausserdem besuchten wir in dieser Woche noch ein ländliches Gesundheitszentrum, waren bei einer indischen Familie zu Gast, fuhren in ein Dorf und besuchten einen Kindergarten auf dem Land.
Schliesslich lernten wir unsere Mentoren und Mentorinnen kennen und tauschten Freundschaftsarmbänder aus. Die nächsten Tage erfuhren wir einige Details über die Projekte und unsere Aufgaben für die nächsten sieben Monate. Ausserdem hatten wir viel Spass bei einigen Gruppenspielen.



Am letzten Abend hatten wir einen Cultural Evening, zu dem alle Mitarbeiter des KKID und ihre Familien eingeladen waren. Wir führten noch einmal das Programm vor, das wir bei unserem Vorbereitungstag im Zirkus Waldoni gelernt hatten. Ausserdem sangen wir den “Bridge Builder-Song” und führten einen Bollywood-Tanz vor. Auch unsere Mentoren hatten einige Programmpunkte vorbereitet, sodass es ein wunderschöner Abend und ein netter Abschluss unserer gemeinsamen Tage im KKID wurde.



3.Die Reise nach Mangalore
Am Montag war nun unser letzter Tag im KKID angebrochen. Die meisten von uns hatten schon am Sonntag Abend gepackt und als um Malathi um 14:30 Uhr das Seminar mit einer herzlichen Dankesrede beendete, begann der zweite Abschied innerhalb einer Woche. Wir Freiwilligen mussten uns voneinander verabschieden und wussten, dass wir uns die nächsten 7 Wochen nicht sehen würden. In den vergangenen Wochen waren wir zu einer großen Familie zusammengewachsen, in der wir sehr füreinander sorgen.



Gegen 18 Uhr fuhren wir mit Fabian, Janik,, Sarah und Saadet gemeinsam nach Coimbatore an den Bahnhof. Dort fuhren die Karwar-Jungs im selben Zug wie wir nach Mangalore. Der Zug kam mit einiger Verspätung, doch er kam und wir waren sehr froh, als wir mit Premal und Pushpa in unserem Abteil sassen und es geschafft hatten, unser Gepäck in den Zug zu bekommen. In dem Zug waren viele Leute aufeinander gedrängt.




Anfangs versuchten wir unsere Zeit rumzubekommen, indem wir aßen und ein bisschen lasen. Dann bauten wir unsere Betten auf und schliefen bald ein. Auch wenn wir ein bisschen beunruhigt waren, weil wir einige kleine Karkerlaken gesehen hatten, schliefen wir fest. Gegen 5 Uhr morgens erreichten wir den Bahnhof in Mangalore. Wir verabschiedeten uns von den Jungs, die noch weiter nach Karwar fahren mussten.und wurden von Ganesh, dem Hausmeister und Fahrer von Maithri, abgeholt und genoßen zum ersten Mal in Indien einen sehr vernünftigen Fahrstil. (Was so viel heißt, dass man nicht im fünften Gang bei 30 über eine Straße fährt die mit Schlaglöcher übersäht ist.)

Bei Maithri in Deralakatte angekommen, wurde uns unser Zimmer gezeigt und wir packten schoneinmal ein bisschen aus, legten uns hin und schliefen sehr viel. Wir wurden zum Frühstück, Teatime und Mittagessen geweckt. Nachmittags hängten wir unsere Bilder auf und dekorierten unser Zimmer fleißig.


4. Angekommen in Mangalore
In den kommenden Tagen wurden wir den meisten Mitarbeitern von Maithri Trust vorgestellt und lernten alle ein bisschen näher kennen, weil während der “Window Period” von 15 Tagen jede Nacht zwei Frauen bei uns im Office schlafen.
Am Donnerstag waren wir mit Vandana in Mangalore, um mit Hilfe von Lydia (der Mentorin vom vergangenen Jahr) die Police Registration zu machen. Leider zog sich diese ein bisschen in die Länge (wie alles hier in Indien). Als alles abgewickelt war, gingen wir noch einen Snack essen und fuhren zurück zu Maithri um beim Staff Meeting dabei zu sein. Bei diesem wurden wir allen anwesenden Mitarbeitern offiziell vorgestellt und bekamen das erste Meeting auf Kannada mit.

Kannada ist die lokale offizielle Sprache in Karnataka. In dieser Region hat jede Kaste noch ihre eigene Sprache, die die Muttersprache der meisten Mitarbeiter ist. Wir haben uns schon Bücher gekauft und Feli ist fleißig dabei, unser Zimmer mit Begriffen auf Kannada zu pflastern, während Leah auf dem Badezimmerboden die Wäsche wäscht.
Am Samstag hat Pushpa uns zu einer Tempeltour zu Ehren des Elefantengottes Ganesh mitgenommen. Wir sind von Tempel zu Tempel gezogen um uns Gaben abzuholen und uns heiliges Wasser über den Kopf zu kippen. Man muss sich das so vorstellen, dass man in einer Schlange steht und eine Tüte mit Bananen, einer halben Kokusnuss und Zitrusfrüchten in die Hand gedrückt bekommt, nachdem man seine Hand einem Mann hingestreckt hat, der meistens oberkörperfrei ist und seinen Unterleib mit einem weißen Tuch umbunden hat. In seine Hand wird einem dann ein bisschen heiliges Wasser gegeben, das Inder trinken und sich den Rest über den Kopf kippen. Wir haben auf das Trinken verzichtet, weil wir doch lieber gefiltertes Wasser trinken.






Zwischendurch haben wir dem Bankdirektor von Maithri einen Besuch abgestattet und wollten dann mit dem Bus zu Vanita (einer Maithri-Mitarbeiterin) fahren, um uns einen weiteren Tempel anzuschauen. Doch dann machte Leah ein großes Vögelchen auf den Kopf und den Arm. Das Ergebnis war extreme Übelkeit von Seiten Leahs und eine schnelle Planänderung von Seiten Pushpas. Wir sind dann mit der Riksha zu Vanita gefahren und Leah hat sich dort gewaschen und das Oberteil gewechselt. Dann sind wir in den Tempel gegangen und haben uns noch einige Tanzvorführungen angesehen. Eine war besonders beeindruckend, weil das Mädchen einen traditionellen Tanz vorgeführt hat, der auf den Text des Liedes abgestimmt war.


Am folgenden Morgen mussten wir um 5 Uhr morgens aufstehen um uns für eine Hochzeit im äußersten Süden Karnatakas fertig zu machen. Um halb 7 kamen die Mitreisenden von Maithri, um mit uns 5 Stunden zur Hochzeit zu fahren. Die Fahrt war sehr lang und die Straßen (aufgrund der langen Monsunzeit) in einem schlechten Zustand. Als wir endlich angekommen waren, wurden wir in einen Saal geführt, in dem das Hochzeitspaar sass. Erst später erfuhren wir, dass wir die Hochzeitszeremonie bereits verpasst hatten. Also beglückwünschten wir das Brautpaar und machten allen nach, indem wir ihnen Reis über den Kopf rieseln ließen. Später machte uns einer der anderen Gäste von Maithri darauf aufmerksam, dass man das als jüngere nicht bei der Braut machen sollte. Durch dieses Fettnäpfchen waren wir etwas verunsichert.



Wir wurden dann zum Essen gebracht und aßen leckere vegetarische Gerichte und leckeres Tandoori Chicken. Dann wurden wir noch persönlich dem Bräutigam und der Braut vorgestellt und lernten die Großmutter des Bräutigams kennen. Die Mutter des Bräutigams ist eine Mitarbeiterin bei Maithri. Nach einer Stunde verließen wir die Hochzeit wieder, um uns auf den langen Heimweg zu machen. Als wir endlich um 6 Uhr in unserem Zimmer waren, war die Erschöpfung sehr zu spüren. Trotzdem waren wir froh, unsere erste Hochzeit einigermassen über die Bühne gebracht zu haben. Denn im Januar wird wird eine der Maithri-Frauen heiraten und zumindest an ihrer Hochzeit wollen wir alles richtig machen. :)