Mittwoch, 29. September 2010

Das erste Mal oder Wer nicht wagt, der nicht gewinnt


Nach der zweiwöchigen “Window Period” sind wir nun richtig im Projektalltag angekommen. Unser Zimmer ist fertig eingerichtet, wir kennen endlich die Namen (fast) aller Frauen aus dem Projekt und trauen uns nun sogar, alleine mit dem Bus zu fahren. In diesem Blogeintrag möchten wir von unseren Anfängen im indischen Alltag berichten.

1.Unsere erste Busfahrt

Unsere ersten Busfahrten durften wir nur mit Begleitung erleben. Wir stellten spaeter auch fest, wieso. Um in Indien mit dem Bus fahren zu können, muss man einige Regeln beachten, die uns Vandana und andere Maithri- Mitarbeiterinnen beigebracht haben. Damit ihr, liebe Blogleser, falls es euch jemals nach Indien bzw. nach Mangalore verschlägt, wisst wie man sich im Bus verhält, geben wir unser neu gewonnenes Wissen gerne an euch weiter:
Zuerst muss man die Bushaltestelle finden, die oft nicht wirklich gekennzeichnet ist und nur aus einer kleinen Überdachung besteht. Wenn der Bus kommt, sollte man schon bereit stehen, um möglichst schnell hineinzuklettern. Denn im Bus arbeiten drei Männer. Einer ist der Fahrer, ein anderer verteilt die Fahrkarten und sammelt das Geld ein und noch ein anderer treibt (zusammen mit dem Fahrkartenverkäufer) die Fahrgäste mit einer Pfeife in den Bus.
Nachdem man es geschafft hat, in den Bus zu klettern, sollte man sofort nach etwas zum Festhalten greifen, denn der Busfahrer faehrt nach wenigen Sekunden los- auch, wenn noch einige Menschen auf der Treppe stehen. Schliesslich muss er den ziemlich eng gestrickten Busfahrplan einhalten. Tueren gibt es in indischen Bussen generell nicht. Wenn man etwas zum Festhalten hat oder sogar das Glück hatte, einen Sitzplatz zu ergattern sollte man NIE loslassen. Die Straßen rund um Mangalore sind (besonders durch die lange Monsunzeit) mit Schlaglöchern übersäht und man wird ordentlich durchgerüttelt. Die wenigsten Busfahrer machen sich die Muehe, vor einem Schagloch abzubremsen oder auszuweichen.
Eine weitere lebensnotwendige Regel ist es, egoistisch zu sein. Man sollte sich nie in die Mitte des Busses drängen lassen, denn es kann vorkommen, dass bei einem College viele Schüler einsteigen und man an seiner Bushaltestelle nicht mehr rauskommt. Alten Menschen oder schwangeren Frauen kann man seinen Sitzplatz anbieten.
Des weiteren begenet man als Europaer einem grossen Interesse, das einem auch leicht einmal zu viel werden kann. Bestenfalls ignoriert man es einfach oder freut sich ueber das Interesse. Wann hat man schliesslich schonmal die Gelegenheit, sich wie ein Promi auf dem roten Teppich zu fuehlen? ;)
In einem indischen Bus ist es extrem heiß. Das heißt, dass uns Europäern der Schweiß nur so runterläuft. Dazu ist man auf engstem Raum mit vielen Menschen zusammengedraengt. Eine sinnvolle Anschaffung ist ein Schweisstuch, fuer das schnell noch viele weitere Verwendungszwecke finden lassen.

 Ihr seht: nichts leichter als mit einem indischen Bus zu fahren! Wir wünschen euch, dass ihr auch einmal in einem indischen Bus fahren könnt, denn es ist ein wirkliches Erlebnis.
Und zur Beruhigung: Wie koennen mittlerweile sogar im Bus schlafen! :)


2.Unsere erste Unterrichtsstunde

Stillarbeit.. :)
Nachdem wir während der Window Period schon eine kurze Unterrichtseinheit zum gegenseitigen Kennenlernen gegeben haben, hatten wir letzten Montag dann unseren ersten richtigen Unterricht. Montags unterrichten wir im Projektsitz von Maithri Trust zwei Frauengruppen für jeweils drei Stunden.


Praesentieren der Ergebnisse vor der Klasse...


Sich zum Affen oder Elefanten machen..
Dienstags sind wir in einer Zweigstelle von Maithri in dem Ort Vitla. Dort unterrichten wir eine Gruppe junger Frauen für vier Stunden. Obwohl wir uns darauf vorbereitet hatten, dass die Frauen zunächst schüchtern sein würden, waren wir sehr erschrocken. Die einfachsten Übungen zogen sich scheinbar endlos hin, weil einige der Frauen selbst nach wiederholtem Auffordern so leise sprachen, dass wir sie nicht verstehen konnten. So war es uns fast unmöglich, auch nur eine einfache Vorstellungsrunde zu machen. Also beschränkten wir die erste Zeitstunde auf einfache Gruppenspiele. Die Mädchen hatten einigen Spass und tatsächlich schienen sie nach und nach ein wenig aufzutauen.


In der zweiten Zeitstunde versuchten wir uns noch einmal an der Vorstellungsrunde und beendeten sie- mit vielen Mühen und Aufforderungen- einigermassen zufriedenstellend. Nach diesem ersten Unterricht sahen wir allerdings ein, dass wir unser Unterrichtskonzept deutlich abändern mussten. Wir werden auf einige Grammatikübungen verzichten und stattdessen versuchen, durch viele Gruppenspiele das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken und sie zu befähigen (wenigstens ein bisschen) sicherer und überzeugender aufzutreten.
Passing on the Bangles
3.Unser erster Field Visit

Unseren ersten Field Visit bei einer Selbsthilfegruppe (SHG) machten wir mit Shrimati, einer Mitarbeiterin von Maithri, die SHGs betreut und monatlich besucht.

Die Gruppe, die wir besuchten, gibt es erst seit neun Monaten. Sie besteht aus ca. 15 Mitgliegern. Die Frauen verdienen ihr Geld meist mit dem Rollen von Bidi (einer Art Zigaretten). Diese Arbeit koenne sie zu Hause neben dem Haushalt erledigen kann. Mit dem Geld, dass sie durch Kredite in der SHG bekommen, zahlen fast alle SHG-Mitglieder das Schulgeld für ihre Kinder oder versuchen, ein Kleinstunternehmen aufzubauen.

Zu der SHG sind wir mit dem Bus gefahren und haben dann eine Riksha zurück genommen, weil es um die Mittagszeit sehr heiß ist und wir sonst hätten laufen müssen. Das monatliche Treffen der Frauen fand vor dem Kindergarten des Dorfes statt. Als die Frauen nach und nach kamen, brachten sie Stühle für Shrimati und uns mit und saßen selbst auf dem Boden. Dann wurde der Prayer Song gesungen, den jeder Mitarbeiter von Maithri mit der SHG oder den Schülern singt. Danach fing das große Geldzählen, Dokumentieren und Verteilen an.

Monatlich zahlen die Frauen einen bestimmten Betrag an die Vorsitzende der SHG. Das Geld wird gespart, bis eine der Frauen einen Kredit aufnimmt. Sie muss den Kredit dann in monatlichen Raten zurueckzahlen, wobei die Zinsen sehr gering sind.
Leah beim Bidiblaetter schneiden.
Nach einem Jahr können SHGs auch Kredite bei der SHG-Bank von Maithri Trust aufnehmen und dieses Geld unter den Frauen in der SHG verteilen.
Nachdem Shrimati alles überprüft und den SHG-Mitgliedern Einiges erklärt hatte, wurden wir vorgestellt und über alle möglichen Dinge ausgefragt. Die Frauen waren sehr nett und man hat gemerkt, wie sehr sie sich gefreut haben, dass man sich für sie interessiert. Auf unserem Weg zurück zur Bushaltestelle gingen wir bei einem Haus vorbei, in dem ein Frau aus einer anderen SHG von Shrimati wohnt. Sofort lud sie uns zu sich ein und eine Nachbarin zeigte uns, wie man Bidis rollt.
Ein Bidi-Korb mit Tabak, Blaettern un fertigen Bidis.

Drei Generationen unter einem Dach

Am folgenden Tag besuchten wir mit Usha eine SHG, die schon seit 12 Jahren besteht und 28 Mitglieder hat. Diese Gruppe befindet sich in einem Dorf, das in der Nähe eines Flusses liegt. Dort wird Reis angebaut und um zu dem Treffpunkt der SHG zu gelangen, mussten wir eine halbe Stunde erst den Berg hinunter und dann durch den ersten Teil vom Dorf, der versteckt zwischen Palmen liegt. Dann sind wir zwischen zwei Reisfeldern auf einem sehr schmalen Trampelpfad gelaufen und mussten über einige kleine Bäche springen. Wir waren sehr beeindruckt von der Landschaft. Denn am Rand der Reisfelder befanden sich einige Kokospalmen und Betelbäume.
Maenner  bei der Arbeit auf einem Reisfeld.


In der SHG wurde erst ein langer Vortrag auf der lokalen Sprache Tulu über ein Gesundheitsprojekt einer anderen Organisation gehalten. Wir haben kein Wort verstanden und mussten uns mit Mühe wach halten. Als die Frau fertig war und die Frauen alle bürokratischen Dinge erledigt hatten, wurden wir aufs Neue ausgefragt und mehrmals von verschiedenen Frauen zu ihnen nach Hause eingeladen. Außerdem durften wir diesmal selbst versuchen, Bidis zu rollen. Es ist uns nicht wirklich gelungen, doch wir haben es eifrig versucht und so hatten wir alle etwas zu lachen.

:)
 Auf unserem Heimweg sind wir dann noch bei der Buchhalterin der Gruppe vorbeigegangen und haben Saft von frischen Kokosnüssen getrunken und frische Bananen gegessen. Hinter dem Haus hat die Familie einen Brunnen, den uns der Herr des Hauses  voller Stolz zeigte. In dem Loch sah das Wasser zunaechst dreckig und milchig aus. Doch als Usha uns zeigte, wie man Wasser schoepft und uns das Wasser zeigte, sah es doch sehr sauber aus.






Usha am Wasserloch



 

Selbst Kuehe brauchen mal eine Abkuehlung.. :)

Unsere beiden ersten Field Visits haben uns sehr gefallen und wir waren überwältigt von der Freundlichkeit, mit der uns die Frauen entgegengekommen sind.


4.Unser erster Sari


Wir in unserem ersten Sari :)
Um unsere ersten Saris rankt sich eine lange Geschichte, die hier nun endlich zu “Papier” gebracht werden soll. Schon bei jedem Shopping-Ausflug im KKID wollten wir uns alle unseren ersten Sari kaufen. Doch Malathi hielt uns immer wieder zurück. Wir sollten uns das doch lieber für einen Ausflug mit unseren Mentoren aufheben (was wir alle einsahen). Bei Maithri angekommen, erfuhren wir, dass es in diesem Projekt für alle (weiblichen) Angestellten Pflicht ist, einen Sari zu tragen. Sofort entflammte in uns die Hoffnung, dass wir so bald an unseren ersten Sari kommen würden. Gleich bei unserem ersten Gang nach Mangalore wollten wir ihn uns kaufen. Doch leider zog sich unsere Police Registration so weit hin, dass wir anschliessend keine Zeit mehr hatten. Aber wir würden ja bald wieder nach Mangalore kommen. Als wir dann im Geschäft standen, erfuhren wir allerdings, dass wir- nachdem wir den Stoff ausgesucht hatten- erst zu einer Näherin mussten, die die Saribluse nähen sollte. Glücklicherweise hatte diese auch noch am selben Tag Zeit, um unsere Maße zu nehmen. Sie versprach uns, die Saris seien in spätestens einer Woche fertig. Zwei Wochen später warteten wir immer noch und waren verzweifelt: würden wir jemals an unsere Saris kommen? Als wir die Saris dann schliesslich bekamen und unser Glück kaum fassen konnten, wurde uns eröffnet, dass ein Sari- selbst mit Bluse- absolut nutzlos ist, wenn man keinen Sarirock hat, an dem man den Stoff befestigen kann...

Unsere Schuelerinnen mit ihrem Zertifikat

Schliesslich bekamen wir unsere ersten Saris zwar um Einiges später als erwartet, aber wir bekamen sie und konnten sie stolz bei der Verabschiedung unseres ersten Englischkurses in Vittla tragen.


Nach der "Window Period" und vielen neuen Erfahrungen koennen wir nun sagen, dass wir uns sehr gut bei Maithri eingelebt haben und die Projektmitarbeiterinnen und auch unsere Schuelerinnen schon ins Herz geschlossen haben.

Liebste Gruesse nach Deutschland!

 Namaskara Leah & Feli!

Ps.: Wir freuen uns ueber viele Kommentare! ;)

Dienstag, 14. September 2010

Namaste liebe Blogleser!

Seit gut zwei Wochen sind wir nun schon in Indien und es geht uns unglaublich gut. Unsere erste Woche haben wir in Coimbatore im KKID verbracht dem Sitz der Karl Kübel Stiftung in Indien. Am Montag sind wir dann endgültig in Mangalore bei Maithri Trust angekommen.



1. Reise nach Coimbatore
Unsere Reise nach Indien war anstrengend. Nach dem tränenreichen Abschied in Frankfurt flogen wir nach Mumbai. Neben uns saß ein netter Inder, der uns schon mit einigen indischen Gewohnheiten konfrontierte, von lautstarkem Essen bis zu Fragen wie ‘When will you marry?’. Bei starken Turbulenzen kurz vor der Landung wurden wir etwas unruhig, aber wir haben glücklicherweise überlebt. ;)



Angekommen in Mumbai, wechselten wir ersteinmal etwas Geld (zu einem denkbar schlechten Wechselkurs). Dann versuchten wir, an etwas zu trinken zu kommen, weil es sehr stickig und heiß war. Also stellten wir unsere Sachen in einem Warteraum ab und einige warteten auf uns. Wir verließen den Flughafen, um uns draußen etwas zu trinken zu kaufen. Nach der Erfrischung versuchten wir, wieder in den Flughafen zu kommen, wo unsere Freunde und unser Gepäck auf uns warteten. Doch ein pflichtbewusster Wachmann hielt uns auf. Nach vielem Erklären und Diskutieren konnten wir ihn schliesslich überzeugen, uns ausnahmsweise doch ins Flughafengebäude zurückzulassen. Weil unser Weiterflug nach Coimbatore vom Nationalen Flughafen aus ging, mussten wir uns beeilen, den Shuttlebus nicht zu verpassen.
Am Nationalen Flughafen angekommen, machten wir es uns “bequem” und einige von uns schliefen, da es erst 2 Uhr morgens war. Unser Weiterflug ging um10 Uhr. Doch einige blieben schlaflos und stiegen um halb 10 sehr erschöft in den Flieger Richtung Süden. Sie hatten Glück, denn sie bekamen kaum etwas von dem Abflug, den Turbolenzen oder der unsanften Landung in Coimbatore mit.
An der Gepäckausgabe wartete bereits unsere indische Betreuerin Matlathi auf uns und half uns, das- trotz der Gewichtsbegrenzung sehr schwere- Gepäck zum Bus zu bringen.

2.Die ersten Tage im KKID
Nach einer haarsträubenden Fahrt durch indische Strassen kamen wir schliesslich im KKID an und fielen ersteinmal todmüde in unsere Betten. Nachdem wir den Nachmittagstee verschlafenen hatten, hatten wir eine erste Besprechung mit unserer “Magic Malathi”. In unserer ersten Nacht in einem indischen Bett schliefen wir nach dieser langen Reise besonders gut.
Am nächsten Morgen hatten einige der 14 Freiwilligen ihre Probleme mit dem indischen Frühstück, das leider durchweg aus Herzhaftem besteht. Anschliessend fuhren wir mit unserer Malathi in einem öffentlichen Bus in die Innenstadt Coimbatores. Obwohl der Bus brechend voll war, hat jeder von uns einen Sitzplatz bekommen, was sicher nicht allen angenehm war. In Coimbatore angekommen, waren wir zunächst überwältigt von dem Lärmpegel, einem Gemisch aus tausenden Gerüchen und den Menschenmassen.



Wir besuchten dann eine Schule. Nach einer ersten “Audienz” beim Direktor, der seinen unangemeldeten Gästen unbedingt ein paar Kekse und Tee anbieten wollte, gingen wir in eine Schulklasse. Wir unterhielten uns mit ein paar Schülern, sangen ein Lied vor und bekamen selber einen “Prayer Song” vorgesungen. Abschliessend spielten wir noch eine halbe Ewigkeit mit den Kindern auf dem Schulhof und wurden schliesslich lautstark mit Fahrrädern und zu Fuss auf unserem Rückweg begleitet.
Jetzt kam der Teil, auf den wir uns alle seit Monaten gefreut hatten: wir gingen shoppen! ;) Fuer eine gute Stunde haben wir einen Grossteil der Verkäuferinnen des Departmentstores in Beschlag genommen, bis schliesslich (fast) jeder den Salwar seiner Träume gefunden hat.
Glücklich und zufrieden fuhren wir wieder ins KKID und obwohl wir alle sehr müde waren, gingen wir viel zu spät ins Bett, weil wir unsere Gefühle und die Erfahrungen dieses ereignisreichen Tages austauschten. Dementsprechend waren wir am nächsten Tag beim morgendlichen Yoga alle etwas müde. Das änderte sich aber schnell, denn an diesem Tag fuhren wir ins Isha-Yogazentrum. Dort hatten wir eine Führung, die auch für die Ungläubigen unter uns interessant war.



Ausserdem besuchten wir in dieser Woche noch ein ländliches Gesundheitszentrum, waren bei einer indischen Familie zu Gast, fuhren in ein Dorf und besuchten einen Kindergarten auf dem Land.
Schliesslich lernten wir unsere Mentoren und Mentorinnen kennen und tauschten Freundschaftsarmbänder aus. Die nächsten Tage erfuhren wir einige Details über die Projekte und unsere Aufgaben für die nächsten sieben Monate. Ausserdem hatten wir viel Spass bei einigen Gruppenspielen.



Am letzten Abend hatten wir einen Cultural Evening, zu dem alle Mitarbeiter des KKID und ihre Familien eingeladen waren. Wir führten noch einmal das Programm vor, das wir bei unserem Vorbereitungstag im Zirkus Waldoni gelernt hatten. Ausserdem sangen wir den “Bridge Builder-Song” und führten einen Bollywood-Tanz vor. Auch unsere Mentoren hatten einige Programmpunkte vorbereitet, sodass es ein wunderschöner Abend und ein netter Abschluss unserer gemeinsamen Tage im KKID wurde.



3.Die Reise nach Mangalore
Am Montag war nun unser letzter Tag im KKID angebrochen. Die meisten von uns hatten schon am Sonntag Abend gepackt und als um Malathi um 14:30 Uhr das Seminar mit einer herzlichen Dankesrede beendete, begann der zweite Abschied innerhalb einer Woche. Wir Freiwilligen mussten uns voneinander verabschieden und wussten, dass wir uns die nächsten 7 Wochen nicht sehen würden. In den vergangenen Wochen waren wir zu einer großen Familie zusammengewachsen, in der wir sehr füreinander sorgen.



Gegen 18 Uhr fuhren wir mit Fabian, Janik,, Sarah und Saadet gemeinsam nach Coimbatore an den Bahnhof. Dort fuhren die Karwar-Jungs im selben Zug wie wir nach Mangalore. Der Zug kam mit einiger Verspätung, doch er kam und wir waren sehr froh, als wir mit Premal und Pushpa in unserem Abteil sassen und es geschafft hatten, unser Gepäck in den Zug zu bekommen. In dem Zug waren viele Leute aufeinander gedrängt.




Anfangs versuchten wir unsere Zeit rumzubekommen, indem wir aßen und ein bisschen lasen. Dann bauten wir unsere Betten auf und schliefen bald ein. Auch wenn wir ein bisschen beunruhigt waren, weil wir einige kleine Karkerlaken gesehen hatten, schliefen wir fest. Gegen 5 Uhr morgens erreichten wir den Bahnhof in Mangalore. Wir verabschiedeten uns von den Jungs, die noch weiter nach Karwar fahren mussten.und wurden von Ganesh, dem Hausmeister und Fahrer von Maithri, abgeholt und genoßen zum ersten Mal in Indien einen sehr vernünftigen Fahrstil. (Was so viel heißt, dass man nicht im fünften Gang bei 30 über eine Straße fährt die mit Schlaglöcher übersäht ist.)

Bei Maithri in Deralakatte angekommen, wurde uns unser Zimmer gezeigt und wir packten schoneinmal ein bisschen aus, legten uns hin und schliefen sehr viel. Wir wurden zum Frühstück, Teatime und Mittagessen geweckt. Nachmittags hängten wir unsere Bilder auf und dekorierten unser Zimmer fleißig.


4. Angekommen in Mangalore
In den kommenden Tagen wurden wir den meisten Mitarbeitern von Maithri Trust vorgestellt und lernten alle ein bisschen näher kennen, weil während der “Window Period” von 15 Tagen jede Nacht zwei Frauen bei uns im Office schlafen.
Am Donnerstag waren wir mit Vandana in Mangalore, um mit Hilfe von Lydia (der Mentorin vom vergangenen Jahr) die Police Registration zu machen. Leider zog sich diese ein bisschen in die Länge (wie alles hier in Indien). Als alles abgewickelt war, gingen wir noch einen Snack essen und fuhren zurück zu Maithri um beim Staff Meeting dabei zu sein. Bei diesem wurden wir allen anwesenden Mitarbeitern offiziell vorgestellt und bekamen das erste Meeting auf Kannada mit.

Kannada ist die lokale offizielle Sprache in Karnataka. In dieser Region hat jede Kaste noch ihre eigene Sprache, die die Muttersprache der meisten Mitarbeiter ist. Wir haben uns schon Bücher gekauft und Feli ist fleißig dabei, unser Zimmer mit Begriffen auf Kannada zu pflastern, während Leah auf dem Badezimmerboden die Wäsche wäscht.
Am Samstag hat Pushpa uns zu einer Tempeltour zu Ehren des Elefantengottes Ganesh mitgenommen. Wir sind von Tempel zu Tempel gezogen um uns Gaben abzuholen und uns heiliges Wasser über den Kopf zu kippen. Man muss sich das so vorstellen, dass man in einer Schlange steht und eine Tüte mit Bananen, einer halben Kokusnuss und Zitrusfrüchten in die Hand gedrückt bekommt, nachdem man seine Hand einem Mann hingestreckt hat, der meistens oberkörperfrei ist und seinen Unterleib mit einem weißen Tuch umbunden hat. In seine Hand wird einem dann ein bisschen heiliges Wasser gegeben, das Inder trinken und sich den Rest über den Kopf kippen. Wir haben auf das Trinken verzichtet, weil wir doch lieber gefiltertes Wasser trinken.






Zwischendurch haben wir dem Bankdirektor von Maithri einen Besuch abgestattet und wollten dann mit dem Bus zu Vanita (einer Maithri-Mitarbeiterin) fahren, um uns einen weiteren Tempel anzuschauen. Doch dann machte Leah ein großes Vögelchen auf den Kopf und den Arm. Das Ergebnis war extreme Übelkeit von Seiten Leahs und eine schnelle Planänderung von Seiten Pushpas. Wir sind dann mit der Riksha zu Vanita gefahren und Leah hat sich dort gewaschen und das Oberteil gewechselt. Dann sind wir in den Tempel gegangen und haben uns noch einige Tanzvorführungen angesehen. Eine war besonders beeindruckend, weil das Mädchen einen traditionellen Tanz vorgeführt hat, der auf den Text des Liedes abgestimmt war.


Am folgenden Morgen mussten wir um 5 Uhr morgens aufstehen um uns für eine Hochzeit im äußersten Süden Karnatakas fertig zu machen. Um halb 7 kamen die Mitreisenden von Maithri, um mit uns 5 Stunden zur Hochzeit zu fahren. Die Fahrt war sehr lang und die Straßen (aufgrund der langen Monsunzeit) in einem schlechten Zustand. Als wir endlich angekommen waren, wurden wir in einen Saal geführt, in dem das Hochzeitspaar sass. Erst später erfuhren wir, dass wir die Hochzeitszeremonie bereits verpasst hatten. Also beglückwünschten wir das Brautpaar und machten allen nach, indem wir ihnen Reis über den Kopf rieseln ließen. Später machte uns einer der anderen Gäste von Maithri darauf aufmerksam, dass man das als jüngere nicht bei der Braut machen sollte. Durch dieses Fettnäpfchen waren wir etwas verunsichert.



Wir wurden dann zum Essen gebracht und aßen leckere vegetarische Gerichte und leckeres Tandoori Chicken. Dann wurden wir noch persönlich dem Bräutigam und der Braut vorgestellt und lernten die Großmutter des Bräutigams kennen. Die Mutter des Bräutigams ist eine Mitarbeiterin bei Maithri. Nach einer Stunde verließen wir die Hochzeit wieder, um uns auf den langen Heimweg zu machen. Als wir endlich um 6 Uhr in unserem Zimmer waren, war die Erschöpfung sehr zu spüren. Trotzdem waren wir froh, unsere erste Hochzeit einigermassen über die Bühne gebracht zu haben. Denn im Januar wird wird eine der Maithri-Frauen heiraten und zumindest an ihrer Hochzeit wollen wir alles richtig machen. :)