Dienstag, 21. Dezember 2010

Frohe Weihnachten!


Wir wuenschen unseren Lesern im fernen Deutschland eine wunderschoenes Fest mit vielen Geschenken, Plaetzchen und Gluehwein.
Heute Abend machen wir uns mit dem Nachtzug auf nach Bangalore, wo wir uns mit 10 anderen Freiwilligen der Karl Kuebel Stiftung treffen und gemeinsam Weihnachten feiern werden.Wir freuen uns auf eine gemeinsame Woche und hoffen, dass wir trotz der hohen Temperaturen ein Bisschen in Weihnachtsstimmung kommen werden.
Wir sind gerne bereit, einige Sonnenstrahlen im Tausch gegen ein paar Schneeflocken herzugeben. Interessenten koennen gerne unseren Blogeintrag kommentieren. ;)

Viele Liebe Gruesse aus Indien,

Leah und Feli

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Der 'Interproject Visit'

"Humor ist der Knopf, der verhindert, dass unser Kragen platzt." (Joachim Ringelnatz)

Die letzten Wochen hier in Mangalore waren eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Wir schwankten zeitweise zwischen dem Gefühl, endgueltig angekommen zu sein und ein Zuhause im grossen Indien gefunden zu haben und der Sehnsucht nach der deutschen Ordnung. Der einzige Weg, unsere Tiefs aufzufangen, scheint wohl für uns alles nicht zu ernst zu nehmen und es vor allem mit Humor zu nehmen.

Anjulis und Julias Besuch bei Maithri 

Am vergangenen Donnerstag kam endlich der lang ersehnte Besuch aus Hassan zu uns in die Großstadt nach Mangalore. Nachdem sie eine fünfstündige Busfahrt durch die Berge Karnatakas hinter sich gebracht hatten, holten wir Anjuli und Julia am Busbahnhof ab.Wir entführten sie gleich zu einem unserer Lieblingsorte in der Innenstadt, dem Pizza Hut im Bharat Mall. Dort gönnten wir uns eine Pizza und fuhren gut gesättigt weiter nach Deralakatte, in unseren kleinen Vorort, der ungefähr eine Dreiviertel Stunde Busfahrt von Mangalore entfernt ist.
Weil Julia und Anjuli zum Interproject Visit da waren, haben sie uns zu all unseren Aktivitaeten hier bei Maithri begleitet. So hatten unsere Schülerinnen die Möglichkeit noch ein bisschen mehr über die europäische Kultur zu erfahren.



Am Samstag fuhren wir zu unserer Kindergruppe in einem kleinen Ort in der Naehe von Deralakatte.Vor kurzem mussten wir die Gruppe nach dem Alter aufteilen, weil 18 Kinder selbst zu zweit sehr anstrengend sein können. Jetzt kommen erst die Jüngeren von 4 bis 8 Jahren dran und dann die Älteren von 9 bis 14. Mit der ganzen Gruppe haben wir einen kleinen interkulturellen Austausch mit einer deutschen Klasse und einem Kindergarten gestartet. Die Kinder malen Dinge aus ihrem Alltag (ihre Familie, das Haus, in dem sie wohnen, ihre Schule usw.). Die Bilder schicken wir mit ein paar Fotos und Erklaerungen ueber das leben der Kinder in Indien an einen Kindergarten und eine Schule in Deutschland. Im Austausch erhalten wir Bilder, die die deutschen Kindern gemalt haben.

Die ersten Tage haben wir ebenfalls ausführlich genutzt, um und ueber unsere Erlebnisse seit dem Midterm-Workshop auszutauschen. Auch wenn wir im selben Land sind und verhaeltnismaessig nahe beisammen leben, unterscheiden sich unserere Projekte, Mentoren und die Umgebung sehr.

Auf dem Weg nach Mangalore
Am Sonntag zeigten wir den Hassan-Maedels, was es in Mangalore noch so gibt. Sonntag ist unser freier Tag und da genießen wir es, in die Stadt zu fahren und durch die Malls zu schlendern und uns einen Kaffee zu gönnen oder einen Film im Kino anzusehen.
Obwohl wir alle Langschlaefer sind, standen wir frueh morgens auf. Nachdem wir in den vergangenen drei Monaten alle Harry Potter-Hoerbuecher durchgehoert hatten, gemeinsam ueber Dumbledores Tod getrauert und Voldemort schliesslich besiegt hatten, konnten wir uns den neuen Film natuerlich nicht entgehen lassen.

Wir beendeten einen perfekten Tag mit einem Kaffee in unserem Rettungsanker bei Heimweh: Cafe Coffee Day.

Unsere Abendteuerfahrt durch Indien...
Am Montag fuhren wir nach dem Unterricht an den Strand. Dort gibt es einen Tempel, von dem aus man den Strand und das Meer überblicken kann. Wir genossen es, in Ruhe am Strand entlang zu schlendern.
Der Strand ist eindeutig unser Lieblingsort in Mangalore, weil man mal alles hinter sich lassen kann und nur das Meer hört. Hier kann es unglaublich laut werden, denn irgendwo hupt immer ein Auto, zwitschert ein Vogel, bellt ein Hund, arbeitet Bauerbeiter bis spaet in die Nacht oder laeuft Musik. Als die Sonne begann unterzugehen, fuhren wir zurück nach Deralakatte.
Team Baden-Wuerttemberg


Hassan Power


Am Mittwoch sind wir nach Vittal gefahren, um eine Stunde Unterricht mit den Schülerinnen zu machen und danach zur Hochzeit der IT-Lehrerin aus Vittal zu fahren. Wir haben uns dafür extra in unsere Sari gewickelt. Im Unterricht durften Anjuli und Julia ausgequetscht werden. Leider wussten unsere Schülerinnen dieses Angebot nicht so gut zu nutzen, da sie noch recht schüchtern sind und ihnen das Vokabular fehlt, um Fragen auf Englisch zu stellen. Also haben wir eine kleine Diskussion ueber Ehen in Indien begonnen.
 Danach sind wir mit unseren Schuelerinnen und den anderen Staff-Mitgliedern zur Hochzeit gefahren. Es war eine Brahmanen-Hochzeit, wie wir später erfuhren. Also waren viele Traditionen anders als bei anderen Kasten. Die Kaste der Brahmanen (Landherren)i ist die hoechste Kaste in dem offiziell nicht mehr existierenden, aber dennoch staendig spuerbaren Kastensystem.

Eigentlich sind wir in Deutschland davon ausgegangen, dass das Kastensystem nur noch einen geringen Einfluss auf die Gesellschaft hat. Doch leider wurden wir in den letzten Monaten eines Besseren belehrt. Die Inder lernen in der Schule, dass das Kastensystem nicht existiert. Doch in den Familien wird die Tradition für wichtiger gehalten und es wird bevorzugt innerhalb einer Kaste geheiratet So wird wegen der Traditionen inoffziell das Kastensystem weiterhin von Generation zu Generation weitergereicht. Die einzige Hoffnung sind die Liebesheiraten, bei denen das Paar sich entscheidet auch gegen den Willen der Familie zusammen zu leben. Oft werden diese Mädchen und nicht selten auch die Jungs von der Familie verstoßen und der Kontakt wir komplett abgebrochen. Viele dieser Paare ziehen in Großstädte wie Mumbai oder Bangalore. Doch diese Entscheidung für einen Mann- und damit gegen die Familie- erfordert sehr viel Mut.



Unsere schoenen Mehendis
Am Donnerstag haben wir Julia und Anjuli zum Busbahnhof gebracht, nachdem wir uns einen leckeren Abschieds-Kaffee gegönnt und uns Mehendi (Henna) auf die linke Hand haben malen lassen. Danach hieß es Abschied nehmen.
Doch am 23. Dezember werden wir die beiden zusammen mit den anderen Freiwilligen der KKS in Bangalore wiedersehen, wo wir gemeinsam Weihnachten feiern werden.





Abschied am Busbahnhof
Wir wuenschen unseren Lesern eine schoene Vorweihnachtszeit und nicht zu viel Stress vor den Feiertagen!
Wir freuen uns ueber viele Kommentare! :-)
Eure Feli und Leah