Dienstag, 14. September 2010

Namaste liebe Blogleser!

Seit gut zwei Wochen sind wir nun schon in Indien und es geht uns unglaublich gut. Unsere erste Woche haben wir in Coimbatore im KKID verbracht dem Sitz der Karl Kübel Stiftung in Indien. Am Montag sind wir dann endgültig in Mangalore bei Maithri Trust angekommen.



1. Reise nach Coimbatore
Unsere Reise nach Indien war anstrengend. Nach dem tränenreichen Abschied in Frankfurt flogen wir nach Mumbai. Neben uns saß ein netter Inder, der uns schon mit einigen indischen Gewohnheiten konfrontierte, von lautstarkem Essen bis zu Fragen wie ‘When will you marry?’. Bei starken Turbulenzen kurz vor der Landung wurden wir etwas unruhig, aber wir haben glücklicherweise überlebt. ;)



Angekommen in Mumbai, wechselten wir ersteinmal etwas Geld (zu einem denkbar schlechten Wechselkurs). Dann versuchten wir, an etwas zu trinken zu kommen, weil es sehr stickig und heiß war. Also stellten wir unsere Sachen in einem Warteraum ab und einige warteten auf uns. Wir verließen den Flughafen, um uns draußen etwas zu trinken zu kaufen. Nach der Erfrischung versuchten wir, wieder in den Flughafen zu kommen, wo unsere Freunde und unser Gepäck auf uns warteten. Doch ein pflichtbewusster Wachmann hielt uns auf. Nach vielem Erklären und Diskutieren konnten wir ihn schliesslich überzeugen, uns ausnahmsweise doch ins Flughafengebäude zurückzulassen. Weil unser Weiterflug nach Coimbatore vom Nationalen Flughafen aus ging, mussten wir uns beeilen, den Shuttlebus nicht zu verpassen.
Am Nationalen Flughafen angekommen, machten wir es uns “bequem” und einige von uns schliefen, da es erst 2 Uhr morgens war. Unser Weiterflug ging um10 Uhr. Doch einige blieben schlaflos und stiegen um halb 10 sehr erschöft in den Flieger Richtung Süden. Sie hatten Glück, denn sie bekamen kaum etwas von dem Abflug, den Turbolenzen oder der unsanften Landung in Coimbatore mit.
An der Gepäckausgabe wartete bereits unsere indische Betreuerin Matlathi auf uns und half uns, das- trotz der Gewichtsbegrenzung sehr schwere- Gepäck zum Bus zu bringen.

2.Die ersten Tage im KKID
Nach einer haarsträubenden Fahrt durch indische Strassen kamen wir schliesslich im KKID an und fielen ersteinmal todmüde in unsere Betten. Nachdem wir den Nachmittagstee verschlafenen hatten, hatten wir eine erste Besprechung mit unserer “Magic Malathi”. In unserer ersten Nacht in einem indischen Bett schliefen wir nach dieser langen Reise besonders gut.
Am nächsten Morgen hatten einige der 14 Freiwilligen ihre Probleme mit dem indischen Frühstück, das leider durchweg aus Herzhaftem besteht. Anschliessend fuhren wir mit unserer Malathi in einem öffentlichen Bus in die Innenstadt Coimbatores. Obwohl der Bus brechend voll war, hat jeder von uns einen Sitzplatz bekommen, was sicher nicht allen angenehm war. In Coimbatore angekommen, waren wir zunächst überwältigt von dem Lärmpegel, einem Gemisch aus tausenden Gerüchen und den Menschenmassen.



Wir besuchten dann eine Schule. Nach einer ersten “Audienz” beim Direktor, der seinen unangemeldeten Gästen unbedingt ein paar Kekse und Tee anbieten wollte, gingen wir in eine Schulklasse. Wir unterhielten uns mit ein paar Schülern, sangen ein Lied vor und bekamen selber einen “Prayer Song” vorgesungen. Abschliessend spielten wir noch eine halbe Ewigkeit mit den Kindern auf dem Schulhof und wurden schliesslich lautstark mit Fahrrädern und zu Fuss auf unserem Rückweg begleitet.
Jetzt kam der Teil, auf den wir uns alle seit Monaten gefreut hatten: wir gingen shoppen! ;) Fuer eine gute Stunde haben wir einen Grossteil der Verkäuferinnen des Departmentstores in Beschlag genommen, bis schliesslich (fast) jeder den Salwar seiner Träume gefunden hat.
Glücklich und zufrieden fuhren wir wieder ins KKID und obwohl wir alle sehr müde waren, gingen wir viel zu spät ins Bett, weil wir unsere Gefühle und die Erfahrungen dieses ereignisreichen Tages austauschten. Dementsprechend waren wir am nächsten Tag beim morgendlichen Yoga alle etwas müde. Das änderte sich aber schnell, denn an diesem Tag fuhren wir ins Isha-Yogazentrum. Dort hatten wir eine Führung, die auch für die Ungläubigen unter uns interessant war.



Ausserdem besuchten wir in dieser Woche noch ein ländliches Gesundheitszentrum, waren bei einer indischen Familie zu Gast, fuhren in ein Dorf und besuchten einen Kindergarten auf dem Land.
Schliesslich lernten wir unsere Mentoren und Mentorinnen kennen und tauschten Freundschaftsarmbänder aus. Die nächsten Tage erfuhren wir einige Details über die Projekte und unsere Aufgaben für die nächsten sieben Monate. Ausserdem hatten wir viel Spass bei einigen Gruppenspielen.



Am letzten Abend hatten wir einen Cultural Evening, zu dem alle Mitarbeiter des KKID und ihre Familien eingeladen waren. Wir führten noch einmal das Programm vor, das wir bei unserem Vorbereitungstag im Zirkus Waldoni gelernt hatten. Ausserdem sangen wir den “Bridge Builder-Song” und führten einen Bollywood-Tanz vor. Auch unsere Mentoren hatten einige Programmpunkte vorbereitet, sodass es ein wunderschöner Abend und ein netter Abschluss unserer gemeinsamen Tage im KKID wurde.



3.Die Reise nach Mangalore
Am Montag war nun unser letzter Tag im KKID angebrochen. Die meisten von uns hatten schon am Sonntag Abend gepackt und als um Malathi um 14:30 Uhr das Seminar mit einer herzlichen Dankesrede beendete, begann der zweite Abschied innerhalb einer Woche. Wir Freiwilligen mussten uns voneinander verabschieden und wussten, dass wir uns die nächsten 7 Wochen nicht sehen würden. In den vergangenen Wochen waren wir zu einer großen Familie zusammengewachsen, in der wir sehr füreinander sorgen.



Gegen 18 Uhr fuhren wir mit Fabian, Janik,, Sarah und Saadet gemeinsam nach Coimbatore an den Bahnhof. Dort fuhren die Karwar-Jungs im selben Zug wie wir nach Mangalore. Der Zug kam mit einiger Verspätung, doch er kam und wir waren sehr froh, als wir mit Premal und Pushpa in unserem Abteil sassen und es geschafft hatten, unser Gepäck in den Zug zu bekommen. In dem Zug waren viele Leute aufeinander gedrängt.




Anfangs versuchten wir unsere Zeit rumzubekommen, indem wir aßen und ein bisschen lasen. Dann bauten wir unsere Betten auf und schliefen bald ein. Auch wenn wir ein bisschen beunruhigt waren, weil wir einige kleine Karkerlaken gesehen hatten, schliefen wir fest. Gegen 5 Uhr morgens erreichten wir den Bahnhof in Mangalore. Wir verabschiedeten uns von den Jungs, die noch weiter nach Karwar fahren mussten.und wurden von Ganesh, dem Hausmeister und Fahrer von Maithri, abgeholt und genoßen zum ersten Mal in Indien einen sehr vernünftigen Fahrstil. (Was so viel heißt, dass man nicht im fünften Gang bei 30 über eine Straße fährt die mit Schlaglöcher übersäht ist.)

Bei Maithri in Deralakatte angekommen, wurde uns unser Zimmer gezeigt und wir packten schoneinmal ein bisschen aus, legten uns hin und schliefen sehr viel. Wir wurden zum Frühstück, Teatime und Mittagessen geweckt. Nachmittags hängten wir unsere Bilder auf und dekorierten unser Zimmer fleißig.


4. Angekommen in Mangalore
In den kommenden Tagen wurden wir den meisten Mitarbeitern von Maithri Trust vorgestellt und lernten alle ein bisschen näher kennen, weil während der “Window Period” von 15 Tagen jede Nacht zwei Frauen bei uns im Office schlafen.
Am Donnerstag waren wir mit Vandana in Mangalore, um mit Hilfe von Lydia (der Mentorin vom vergangenen Jahr) die Police Registration zu machen. Leider zog sich diese ein bisschen in die Länge (wie alles hier in Indien). Als alles abgewickelt war, gingen wir noch einen Snack essen und fuhren zurück zu Maithri um beim Staff Meeting dabei zu sein. Bei diesem wurden wir allen anwesenden Mitarbeitern offiziell vorgestellt und bekamen das erste Meeting auf Kannada mit.

Kannada ist die lokale offizielle Sprache in Karnataka. In dieser Region hat jede Kaste noch ihre eigene Sprache, die die Muttersprache der meisten Mitarbeiter ist. Wir haben uns schon Bücher gekauft und Feli ist fleißig dabei, unser Zimmer mit Begriffen auf Kannada zu pflastern, während Leah auf dem Badezimmerboden die Wäsche wäscht.
Am Samstag hat Pushpa uns zu einer Tempeltour zu Ehren des Elefantengottes Ganesh mitgenommen. Wir sind von Tempel zu Tempel gezogen um uns Gaben abzuholen und uns heiliges Wasser über den Kopf zu kippen. Man muss sich das so vorstellen, dass man in einer Schlange steht und eine Tüte mit Bananen, einer halben Kokusnuss und Zitrusfrüchten in die Hand gedrückt bekommt, nachdem man seine Hand einem Mann hingestreckt hat, der meistens oberkörperfrei ist und seinen Unterleib mit einem weißen Tuch umbunden hat. In seine Hand wird einem dann ein bisschen heiliges Wasser gegeben, das Inder trinken und sich den Rest über den Kopf kippen. Wir haben auf das Trinken verzichtet, weil wir doch lieber gefiltertes Wasser trinken.






Zwischendurch haben wir dem Bankdirektor von Maithri einen Besuch abgestattet und wollten dann mit dem Bus zu Vanita (einer Maithri-Mitarbeiterin) fahren, um uns einen weiteren Tempel anzuschauen. Doch dann machte Leah ein großes Vögelchen auf den Kopf und den Arm. Das Ergebnis war extreme Übelkeit von Seiten Leahs und eine schnelle Planänderung von Seiten Pushpas. Wir sind dann mit der Riksha zu Vanita gefahren und Leah hat sich dort gewaschen und das Oberteil gewechselt. Dann sind wir in den Tempel gegangen und haben uns noch einige Tanzvorführungen angesehen. Eine war besonders beeindruckend, weil das Mädchen einen traditionellen Tanz vorgeführt hat, der auf den Text des Liedes abgestimmt war.


Am folgenden Morgen mussten wir um 5 Uhr morgens aufstehen um uns für eine Hochzeit im äußersten Süden Karnatakas fertig zu machen. Um halb 7 kamen die Mitreisenden von Maithri, um mit uns 5 Stunden zur Hochzeit zu fahren. Die Fahrt war sehr lang und die Straßen (aufgrund der langen Monsunzeit) in einem schlechten Zustand. Als wir endlich angekommen waren, wurden wir in einen Saal geführt, in dem das Hochzeitspaar sass. Erst später erfuhren wir, dass wir die Hochzeitszeremonie bereits verpasst hatten. Also beglückwünschten wir das Brautpaar und machten allen nach, indem wir ihnen Reis über den Kopf rieseln ließen. Später machte uns einer der anderen Gäste von Maithri darauf aufmerksam, dass man das als jüngere nicht bei der Braut machen sollte. Durch dieses Fettnäpfchen waren wir etwas verunsichert.



Wir wurden dann zum Essen gebracht und aßen leckere vegetarische Gerichte und leckeres Tandoori Chicken. Dann wurden wir noch persönlich dem Bräutigam und der Braut vorgestellt und lernten die Großmutter des Bräutigams kennen. Die Mutter des Bräutigams ist eine Mitarbeiterin bei Maithri. Nach einer Stunde verließen wir die Hochzeit wieder, um uns auf den langen Heimweg zu machen. Als wir endlich um 6 Uhr in unserem Zimmer waren, war die Erschöpfung sehr zu spüren. Trotzdem waren wir froh, unsere erste Hochzeit einigermassen über die Bühne gebracht zu haben. Denn im Januar wird wird eine der Maithri-Frauen heiraten und zumindest an ihrer Hochzeit wollen wir alles richtig machen. :)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo ihr Lieben,
schaue mir immer wieder euren Blog an und bin ganz fasziniert von den Bildern, euch so in fremder Umgebung zu sehen.
Alles Liebe
Ulrike